AUFGABE >> 3. Lesen Sie „Planung zu einer Wirklichkeit machen“.

PLANUNG ZU EINER WIRKLICHKEIT MACHEN

Damit ein Einzelner, eine Gruppe oder eine Organisation ein beabsichtigtes Ziel erreicht, ist es erforderlich, dass sie mit gewissen Prinzipien auf dem Gebiet der Organisation vertraut ist. 

Wenn wir Organisation in ihrer einfachsten Form ansehen; wenn wir nach bestimmten Schlüsselaktionen oder -umständen suchen, die bewirken, dass die Organisation funktioniert; wenn wir eine sehr einfache, sehr wichtige Zusammenfassung brauchen, die wir Leuten vermitteln können und die Ergebnisse hervorbringt, stoßen wir nur auf einige wenige Punkte, die wir hervorheben müssen. 

Der Zweck des Organisierens ist, PLANUNG ZUR WIRKLICHKEIT WERDEN ZU LASSEN. 

Eine Wirklichkeit ist ein Zustand oder eine Sache, die es in der Realität gibt. 

Organisation ist nicht einfach ein ausgefallenes, komplexes System, mit dem man sich als Selbstzweck befasst. Das ist Bürokratie in ihrer schlimmsten Form. Statistische Schaubilder um der Schaubilder willen, Vorschriften um der Vorschriften willen, das alles läuft nur auf Misserfolge hinaus. 

Die einzige (nicht immer schlechte) Tugend eines komplexen, unhandlichen, bedeutungslosen, bürokratischen Apparates liegt darin, dass er Arbeitsplätze für die Freunde derjenigen bereitstellt, die am Ruder sind. Organisation um der Bereitstellung von Beschäftigung willen ist nicht schlecht, wenn dieser Apparat nicht auch belastende Steuern und drohenden Bankrott wegen hoher Erhaltungskosten mit sich bringt und wenn dieser Apparat einem Volk oder den in der Produktion Beschäftigten keine militanten (aggressiven) Inspektionen und sinnlose Kontrollen aufbürdet. Von der Beschaffung von Beschäftigung abgesehen ist eine solche Organisation aber nutzlos, und nur wenn ihr zu viel Befugnis eingeräumt wird, ist sie destruktiv. 

Die Könige von Frankreich und anderen Ländern pflegten Titel und Aufgaben zu erfinden, um die Scharen adliger Anhänger zu beschäftigen, damit sie am Hofe unter Aufsicht blieben und draußen in den Provinzen keine Dummheiten machten, wo sie ihre eigenen Leute hätten aufwiegeln können. „Bewahrer der Fußschemel“, „Halter des königlichen Nachthemds“ und andere derartige Titel wurden umkämpft, gekauft, verkauft und mit wilder Entschlossenheit bekleidet. 

Statusstreben, das Bemühen, wichtiger zu werden, eine persönliche Daseinsberechtigung zu haben und respektiert zu werden wird zu einem Hindernis auf dem Weg ehrlicher Anstrengungen, eine Organisation leistungsfähig zu organisieren, damit etwas zustande gebracht wird und etwas wirtschaftlich Gesundes entsteht. 

Organisation um ihrer selbst willen baut in der Praxis gewöhnlich ein Monster auf, mit dem es sich so schwer leben lässt, dass es gestürzt wird. Produktionsverluste, hohe Steuern, störendes oder Angst einflößendes Behindern der Leute oder der tatsächlich Produzierenden ist eine Einladung zum Bankrott oder zur Revolte und führt gewöhnlich zu beidem, sogar bei kommerziellen Unternehmen. 

Eine Organisation (Körperschaft, Gesellschaft, Betrieb, Gruppe usw.) muss daher der obigen Definition gerecht werden, um sinnvoll, nützlich und von Dauer zu sein:

PLANUNG WIRKLICHKEIT WERDEN ZU LASSEN. 

In Unternehmen und Staaten herrscht kein wirklicher Mangel an Träumen. Alle bis auf die verdorbensten Oberhäupter von Unternehmen oder Staaten wollen Verbesserungen im Allgemeinen oder im Besonderen sehen. Dies gilt auch für ihre Führungskräfte und trifft, da es die Grundlage beinahe aller Revolten bildet, zweifellos auch auf den Arbeiter zu. Von der Spitze bis an die Basis ist also bei der großen Mehrheit der Wunsch nach Verbesserung vorhanden. 

Mehr Essen, mehr Gewinn, mehr Lohn, mehr Möglichkeiten, ganz allgemein eine größere Menge und bessere Qualität von all jenen Dingen, die für gut oder vorteilhaft gehalten werden. Dies schließt auch ein, dass man weniger von jenen Dingen haben will, die generell als schlecht betrachtet werden. 

Programme, die allgemeine Unterstützung erhalten, bestehen daraus, mehr von dem, was nützlich ist, und weniger von dem, was schädlich ist, hervorzubringen. „Mehr Essen, weniger Krankheit“, „Mehr schöne Gebäude, weniger Bruchbuden“, „Mehr Freizeit, weniger Arbeit“, „Mehr Arbeitsplätze, weniger Arbeitslosigkeit“ sind für wertvolle und akzeptable Programme typisch. 

Aber nur ein Programm zu haben heißt, nur zu träumen. In Unternehmen oder politischen Parteien gibt es viele nützliche Programme. Der einzige Missstand mit ihnen ist der, dass sie nicht ausgeführt werden. 

Bei Programmen treten alle möglichen Arten von Fehlschlägen auf. Das Programm ist zu umfangreich. Es wird nicht allgemein als wünschenswert erachtet. Es wird überhaupt nicht gebraucht. Es würde nur einigen wenigen nutzen. Das sind Gründe, die an der Oberfläche liegen. Der tiefere Grund ist Mangel an organisatorischem Know-how. 

Jedes Programm, sei es zu ehrgeizig, nur teilweise akzeptabel, notwendig oder nicht, könnte in die Praxis umgesetzt werden, wenn es richtig organisiert wäre. 

Die Fünfjahrespläne einiger Staaten, die in Mode waren, sind nahezu alle sehr wertvoll, und fast alle erreichten das Ziel nicht, das sie sich gesteckt hatten. Dies lag nicht daran, dass sie unrealistisch, zu ehrgeizig oder allgemein unakzeptabel waren. Der Grund für jeden solchen Fehlschlag war und ist Mangel an Organisation. 

Es sind nicht des Menschen Träume, die ihn im Stich lassen. Es ist der Mangel an Know-how, das erforderlich ist, um diese Träume Wirklichkeit werden zu lassen. 

Eine gute Verwaltung hat zwei fest umrissene Planziele: 

1. Ein bestehendes Unternehmen, eine Kultur oder eine Gesellschaft fortbestehen zu lassen. 

2. Planung Wirklichkeit werden zu lassen. 

Hat man eine Grundlage, auf der man arbeiten kann – das heißt Land, Leute, Einrichtungen und eine Kultur –, braucht man eine gute Verwaltungsstruktur der einen oder anderen Art, nur um diese Grundlagen aufrechtzuerhalten. 

Damit werden also die obigen Punkte 1 und 2 in Punkt 2 allein zusammengefasst. Der Plan ist: „das bestehende Gebilde fortbestehen zu lassen“. Kein Unternehmen oder Land besteht fort, wenn man es nicht kontinuierlich am Leben erhält. Somit ist irgendein verwaltungstechnisches System notwendig, wie primitiv es auch sein mag, um eine Gruppe oder irgendeine Abteilung einer Gruppe fortbestehen zu lassen. Selbst ein König, Häuptling oder ein Manager, der kein ihn unterstützendes System hat, vor den man aber Streitigkeiten über Land, Wasser oder Lohn bringen kann, stellt ein Verwaltungssystem dar. Der Vorarbeiter einer Arbeitskolonne, die nur Lastwagen belädt, arbeitet gemäß einem erstaunlich komplexen Verwaltungssystem. 

Unternehmen und Staaten funktionieren nicht einfach, weil sie da sind oder weil sie traditionell sind. Die eine oder andere Form der Verwaltung erschafft sie ständig neu. 

Wenn ein gesamtes Verwaltungssystem wegfällt, verloren geht oder vergessen wird, tritt der Zusammenbruch ein, wenn nicht sofort ein neues oder ein Ersatzsystem an seine Stelle tritt. 

Der Wechsel eines Abteilungsleiters, ganz zu schweigen von einem Generaldirektor oder gar einem Herrscher, kann einen Teil oder das Ganze zerstören, da das alte System – unbekannt, nicht beachtet oder vergessen – verschwinden kann, ohne durch ein neues, verstandenes System ersetzt zu werden. Häufige Versetzungen innerhalb eines Unternehmens oder Landes können bewirken, dass die gesamte Gruppe klein, ungeordnet und verwirrt bleibt, da solche Versetzungen das bisschen an Verwaltung zerstören, das möglicherweise vorhanden war. 

Wenn administrative Veränderungen, Fehler oder Mängel jede beliebige Art von Gruppe zusammenbrechen lassen können, ist es äußerst wichtig, dass man sich auf dem grundlegenden Gebiet der Organisation auskennt. 

Selbst wenn die Gruppe sich in einer Wirkungsposition befindet – also nichts eigenes hervorbringt, sondern sich nur im Angesicht drohender Katastrophen verteidigt –, muss sie dennoch planen. Und wenn sie plant, muss sie dafür sorgen, dass der Plan irgendwie durchgeführt oder erledigt wird. Selbst in einer einfachen Situation, wie zum Beispiel einem Angriff auf eine Festung, muss man einen Plan haben, nach dem sie verteidigt werden kann, und der Plan muss ausgeführt werden, wie primitiv er auch sein mag. Der Befehl „Schlagt den Eindringling zurück, der die südliche Mauer bestürmt“ ist das Ergebnis von Beobachtung und Planung, wie kurz oder ungenau diese Beobachtungen und Planungen auch immer gewesen sein mögen. Die Verteidigung der Südwand erfolgt durch ein System der Verwaltung, selbst wenn es sich darauf beschränkt, dass Feldwebel den Befehl hören und ihre Männer zur Südwand treiben. 

Ein hoch verschuldetes Unternehmen muss planen, und sei es nur, wie man die Gläubiger hinhält. Selbst dafür muss es irgendein Verwaltungssystem geben. 

Das schreckliche Entsetzen eines jungen Führers, der eine große und mächtige neue Ära plant, nur um sich dann mit alten Mängeln und Schwächen herumzuschlagen, ist nicht seinem „törichten Ehrgeiz“ oder „einem Mangel an Realität“ zuzuschreiben, sondern seinem Mangel an organisatorischem Know-how. 

Selbst gewählte Präsidenten oder Premierminister demokratischer Länder sind Opfer solch schrecklichen Entsetzens. Es stimmt nicht, dass sie „ihre Wahlversprechen brechen“ oder „das Volk verraten“, wie regelmäßig behauptet wird. Ihnen und auch ihren Parlamentsabgeordneten fehlen einfach die Grundlagen organisatorischen Know-hows. Sie können ihre Wahlversprechen nicht in die Wirklichkeit umsetzen, nicht weil diese zu hochgesteckt waren, sondern weil sie Politiker und nicht Administratoren sind. 

Einigen scheint es zu genügen, einen wunderschönen Traum zu träumen. Sie meinen, er müsse nun stattfinden, weil sie ihn geträumt haben. Sie werden sehr aufgebracht, wenn er nicht eintritt.  

Ganze Nationen, von gewerblichen Firmen, Gesellschaften oder Gruppen ganz zu schweigen, haben jahrzehntelang in ratlosem Durcheinander verbracht, weil die grundlegenden Träume und Pläne niemals verwirklicht worden waren. 

Ob man nun plant, einen größeren Wohlstand in den Appalachen hervorzubringen oder einen neuen Verladeschuppen zu bauen, der näher an der Hauptstraße liegt, die Kluft zwischen Plan und Wirklichkeit besteht, wie man feststellen wird, aus dem Mangel an verwaltungstechnischem Know-how. 

Weder mangelndes technisches Wissen noch Finanzierung, ja nicht einmal fehlende Befugnis und unrealistische Planung, sind wahre Barrieren zwischen Planung und Wirklichkeit. 

Hier im Sinne von: administratives System, in dem die Notwendigkeit oder Neigung, komplexen Verfahren zu folgen, wirksames Handeln verhindert.

wertvolle Eigenschaft.

Personen oder Unternehmen, denen Geld geschuldet wird.

Gebirgssystem im Osten Nordamerikas, von Neufundland (Kanada) bis Alabama (USA) reichend, über 3000 km lang, bis 600 km breit.